Die positive Kraft des Raumes

Wie wirken Räume auf uns? Wie beeinflussen unterschiedliche Raumgestaltungen unser mentales Erleben? Und wie nutzt man solch psychologische Erkenntnisse der Raumgestaltung zur Förderung und Unterstützung mentaler Entspannung und Regeneration beziehungsweise auch zur Steuerung mentaler Energetisierung und Spannungsaufbau? Aufgrund dieser Fragestellung bin ich 2018 via LinkedIn auf Antje Waterholter gestossen und seither verbindet uns auch in der realen Welt ein reger Ideenaustausch sowie eine Kooperation. Als Architekturpsychologin beschäftigt sich Antje intensiv mit dem Wohlbefinden von Menschen in biophil gestalteten Räumen. Dabei geht es um den interessanten Ansatz eine engere Beziehung zwischen den Nutzern von Räumen und der Natur aufzubauen – mit dem Ziel gesündere und produktivere Lebensräume und Gebäudeumgebungen für Menschen und zur Stärkung Ihrer Grundressourcen zu schaffen. Mehr dazu im folgenden Gastbeitrag von Antje.

Die positive Kraft des Raumes – Sehnsucht nach Natur, Chaos, Bewegung und Individualität

Sich konzentrieren und kollaborieren, entspannen und regenerieren, den Geist fließen lassen, Energie tanken und eigene Ressourcen stärken – dieses sind Merkmale, welche ganzheitlich-organisch gestaltete Räume auszeichnen.

Über die Integration natürlicher und naturnaher Strukturen und Elemente wie Pflanzen oder Wasser, Objekte, welche Oberflächen, Farben, Muster und Formen der Natur nachbilden oder Materialien, die in der Natur vorkommen wie Holz, Kork oder Lehm wird ein harmonisches Gleichgewicht in der Beziehung von Mensch und Umwelt, eine Verbindung zur Natur hergestellt. Eine Balance erreicht zwischen innerem Bedürfnis nach Wohlbefinden und äußeren Anforderungen.

Antje Waterholter arbeitet seit 1992 als freischaffende Architektin. Mit ihrem Büro für soziale Architektur verwirklicht sie partizipativ humane Wohn-, Arbeits-, Lern- und Therapieräume, berät und begleitet alle Beteiligten in Prozessen räumlicher Veränderungen.
Die Architekturpsychologie bildet den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit. Ihre Arbeitsweise ist ganzheitlich, die Menschen und die Natur sind ihre Inspiration. Ihre Kenntnisse hat sie über ein Masterstudium der Kommunikations- und Betriebspsychologie vertieft und sich wissenschaftlich mit dem Wohlbefinden in biophil gestalteten Räumen auseinandergesetzt. Diese Kenntnisse wie auch ihre langjährigen Erfahrungen teilt sie mit den Menschen in Bauprojekten, Workshops, Seminaren und internationalen Netzwerken. Antje Waterholter

Arbeits- und Lernwelten sowie Arbeitskulturen sind von Trends wie Digitalisierung und Globalisierung geprägt, die Mobilität und Flexibilität erfordern. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen und Organisationen sich diesem dynamischen Verlauf anpassen. Dabei kommt dem Arbeits- und Aufenthaltsort eine bedeutende Rolle zu. Die Entwicklung und Gestaltung von Räumen im Einklang mit der Natur schafft den Nährboden für mentale Wachstums- und Entwicklungsprozesse. Derart lebendige, multisensorisch wahrgenommene Räume haben positive Effekte auf Kreativität und ganzheitliches Denken, stärken die psychische Gesundheit ihrer Nutzerinnen und Nutzer und wirken so psychischen Belastungen entgegen. Sie vermitteln Sicherheit, bieten Orientierung und eröffnen neue Sichtweisen sowie Freiheit für individuelle und kollektive Handlungsmöglichkeiten. Sie motivieren und inspirieren, erzeugen Stimmungen und schaffen Atmosphären.

Gebauter Raum nimmt Einfluss auf unseren Geist und unsere Seele. Er wird nicht nur physisch erlebt, sondern durch den Menschen, seine Emotionen und individuelle Sicht geformt. Eine konzentriertere unmittelbare Auseinandersetzung mit den Nutzerinnen und Nutzern, die Wertschätzung ihrer Unterschiedlichkeit und die Berücksichtigung der zuvor genannten Gestaltungsprinzipien bereiten den Weg zur Entwicklung gesunden produktiven Raumes.

So entstehen nachhaltige Räume, in denen die Menschen ihr volles Potenzial entfalten können. Kraftorte mit einer besonderen Ausstrahlung, die positive Emotionen auslösen ein umfassendes Wohlbefinden herstellen und auch längerfristig erhalten können.

(Studie aus 2019, Waterholter, A.)

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